Trauercafé: In der Solidarität spüren, dass ich nicht alleine bin

 

Von Steffanie Richter

Seit Anfang 2023 bietet das Hospiz Louise wieder einmal im Monat von 15 bis 17 Uhr ein offenes Trauercafé an. Eingeladen sind erwachsene Trauernde, deren Verlust etwa acht Wochen und länger zurück liegt.

 

 

Unser Team Trauercafé, Foto: Steffanie Richter

Das Trauercafé wird sehr gut angenommen. „In diesem Jahr haben wir elf Termine angeboten und konnten 60 Trauerende willkommen heißen“, berichtet Wolfgang Schulte, der das Angebot leitet. Wolfgang Schulte ist erfahrener Trauerbegleiter, der in seinem vorhergehenden Wirkungskreis in der Pfalz 15 Jahre ein Trauercafé geleitet und viele Jahre Ehrenamtliche in der Trauerbegleitung ausgebildet hat. Er wird von weiteren qualifizierten ehrenamtlichen Trauerbegleiter:innen unterstützt. Alle Mitglieder des Teams besitzen zum einen eine große praktische Erfahrung mit trauernden Menschen. Zum anderen verfügen sie über ein breites theoretisches Wissen zu bestimmten Gesetzmäßigkeiten der Trauer wie Trauerphasen, Trauerabläufen und Traueraufgaben.

 

 

Für Trauernde ist es wichtig, dass sie sich Zeit nehmen dürfen, ihre Trauer zu leben. „Denn nach dem Verlust eines geliebten Menschen ist es für viele Trauernde schwer, wieder in den Alltag zurückzufinden“, weiß Schulte. Der Tod eines nahen Menschen stellt das eigene Leben zunächst auf den Kopf. Erschwerend kommt hinzu, dass viele Trauernde in ihrem Alltag und ihrem Beruf bald wieder funktionieren müssen. Häufig bleibt dann zu wenig Raum für die Trauer und für die Verarbeitung vieler unterschiedlicher Gefühle, Erinnerungen und Bilder.

Dabei kann der Austausch mit anderen betroffenen Menschen helfen. Ziel des Trauercafés ist es, außerhalb der eigenen vier Wände durch gemeinsame Gespräche in Kontakt mit Menschen in einer ähnlichen Situation zu kommen. „Wir können den Menschen die Trauer nicht nehmen“, betont Wolfgang Schulte. „Aber wir können versuchen, dass es leichter wird“. Dafür bietet das Trauercafé einen warmen, geschützten Raum, in dem sich Trauernde begegnen und miteinander austauschen. Bei Kaffee und Kuchen werden auftretende Fragen, Unsicherheiten und Ängste begleitet. Trauernde erhalten Informationen über Trauerprozesse, verschiedene Begleitungsangebote und können den jeweiligen Unterstützungsbedarf klären. Bei den monatlichen Treffen werden immer wieder unterschiedliche „Themen“ bearbeitet, wie beispielsweise „Aufbruch“ oder „Reise“. Diese Themen dienen als Sinnbild oder Metapher, mithilfe derer das Trauern „geöffnet“ werden kann.

Ein weiterer positiver Aspekt ist, dass Teilnehmer, die das Trauercafé bereits für einen längeren Zeitraum nutzen, sich mit Neuankömmlingen mischen. Für die Neuankömmlinge ist dabei das Lernen von und mit den anderen, die mit Trauer schon besser umgehen können, immens wichtig. Auch lassen sich grob zwei Gruppen von Trauerenden unterscheiden, erklärt Schulte. „Es gibt Trauernde, die kommen spät, oft erst im 2. Jahr der Trauer. Sie leiden, ihr Umfeld zieht sich zurück oder reagiert verständnislos“. Die andere Gruppe erlebe dagegen eine akute Trauer, einen akuten schmerzhaften Abschied und stehe massiv unter Druck. „Deshalb ist dieses Miteinander ganz besonders wertvoll, weil Trauernde sich gegenseitig stützen und in dieser Solidarität spüren: Ich bin nicht alleine. Das macht das Trauercafé so besonders“, erklärt Wolfgang Schulte.

Info

Das Trauercafé findet einmal im Monat von 15 bis 17 Uhr statt und wird im Hospiz Louise, Wilhelmstraße 3 im Seminarraum (Dachgeschoss) durchgeführt. Das Angebot ist kostenfrei und unabhängig von Alter, Weltanschauung und Nationalität. Das Hospiz bittet um eine verbindliche Anmeldung entweder per Mail an: trauerbegleitung@hospiz-louise.de oder telefonisch unter 06221-705060 (auch für Rückfragen). Weitere Informationen zum Angebot und zu den Terminen sind der Webseite: www.hospiz-louise.de/trauercafe/ zu entnehmen.

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