Während des Festakts in der Kapelle des St. Josefskrankenhauses machten mehrere Festredner die Bedeutung eines Hospizes in der heutigen Gesellschaft deutlich. Schwester Gerlanda, Oberin des Ordens der Schwestern vom heiligen Vinzenz von Paul in Freiburg, in dessen Trägerschaft das Hospiz steht, zeigte in ihrer Ansprache, wie notwendig eine fürsorgliche, liebevolle Begleitung und ein Ort für schwerstkranke und sterbende Menschen ist – insbesondere aus einer christlichen Haltung heraus. „Die Armen und Sterbenden sind die Herren und wir dürfen ihre Diener sein“, sagte sie. Ebenfalls aus einer christlichen Perspektive heraus betrachtete Franziskus Heereman, Abt der Benediktinerabtei Stift Neuburg, die Entwicklung der Sterbebegleitung. Er erinnerte an die Anfänge der Hospizbewegung, als man sich für diese Art der Krankenbetreuung noch rechtfertigen musste. „Das Hospiz ist eine Humanisierung des Sterbens“, so der Abt. In seiner Rede schilderte er eindrücklich seine persönlichen Erfahrungen in der Sterbebegleitung. „Wir Christen wünschen uns, dass der Tod kein Abgrund, sondern eine Schwelle ist. Wenn ich einmal sterben werde, wünsche ich mir jemanden an meiner Seite, der mit mir in Ehrfurcht und Dankbarkeit auf mein Leben zurückblickt und mit mir in Zuversicht auf das blickt, was kommt. Das ist genau das, was Sie hier im Hospiz leisten“, sagte Heereman.
Wolfgang Reinhard vom Amt für Soziales und Senioren der Stadt Heidelberg überbrachte die Grüße des Oberbürgermeisters und erinnerte an die Anfänge des Heidelberger des Hospizes, die er selbst miterlebt hat. Er lobte besonders die Beharrlichkeit von Ordensschwester Anna-Lioba, die damals die Idee für die Einrichtung eines Hospizes hatte. Sein Dank galt vor allem den haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern: „Im Hospiz Louise spürt man: Der Mensch steht im Mittelpunkt. Das ermöglichen Sie als Mitarbeiter und vollbringen damit jeden Tag aufs Neue eine großartige Leistung“. Auch lobte er das Wirken des Fördervereins, der mit über 650 Mitgliedern es über die Zusammenarbeit mit Stiftungen und Sponsoren und zahlreiche Veranstaltungen immer wieder schafft, das strukturell bedingte Defizit des Hospizes zu decken. Am Ende wagte Reinhard einen Blick in die Zukunft und verlieh seiner Hoffnung Ausdruck, dass das Hospiz in naher Zukunft in neue Räume umziehen kann. Ein Haus in der Wilhelmstraße ist seitens des Ordens dafür vorgesehen. Allerdings stehen vor dem Umzug noch umfangreiche Umbaumaßnahmen an, für die das Hospiz Spender und Sponsoren sucht. „Ich hoffe, dass das neue Hospiz möglichst schnell umgebaut und eingerichtet werden kann, denn die gesellschaftlichen Umstände machen auch künftig einen solchen Ort notwendig“, schloss Reinhard.
Dem schloss sich Fördervereinsvorsitzender Roland Blatz an und dankte in seiner Rede allen Spendern und Geldgebern, die das Hospiz Louise bis heute unterstützt haben. Gleichzeitig warb er aber für neue Spenden, denn nur damit könne die Einrichtung erhalten bleiben und solche Mammutprojekte wie der Umbau des neuen Hospizes gestemmt werden.
Hospizleiter Frank Schöberl zeigte in seiner Ansprache, was Hospizarbeit bewirkt. Er schilderte, wie sich ein Mann dafür bedankte, wie seine Frau in ihren letzten Tagen im Hospiz begleitet wurde und welchen Trost er selbst dabei empfinden konnte. Diesen Dank gab er an seine Mitarbeiter weiter: „Sie füllen das Hospiz mit Leben“, sagte er über die Haupt- und Ehrenamtlichen.
Gospels und Spirituals erklingen für das Hospiz Louise
Um die Hospizidee nach außen zu tragen und I nteressierten einen Blick ins Heidelberger Hospiz zu gewähren hatten die Mitarbeiter und der Hospizförderverein Mitte Mai einen Hospiz-Infotag organisiert. In den Räumen der Louise-von-Marillac-Krankenpflegeschule gab es viel Wissenswertes zur Begleitung von Schwerkranken, zu Palliativversorgung, Seelsorge, Musiktherapie und weiteren Elementen der Hospizbewegung zu erfahren. Während des Tages kamen etwa 200 Besucher, um sich an Büchertischen und Ständen zu informieren, im Ruheraum Steinstelen zu bauen, an Klangreisen teilzunehmen oder Auszüge der Fotoausstellung „Lebenskunsterben“ zu betrachten. Frank Schöberl führte immer wieder kleine Gruppen durch die Räume des Hospizes und erzählte aus seinem reichhaltigen Erfahrungsschatz, wie unterschiedlich Sterbebegleitung sein kann: Von manchen werde der bevorstehende Tod angenommen, wenige würden sich bis zum Schluss dagegen wehren, weil sie das Gefühl hätten, noch etwas erledigen zu müssen. „Dann“, so Schöberl, „versuchen wir mit den Gästen diese Dinge zu Ende zu bringen.“ In Vorträgen informierten Klaus Holland von der Hospizgemeinschaft Schwetzingen über Patientenverfügungen und Dr. Ulrike Köhler über die Möglichkeiten häuslicher Palliativversorgung. Der Autor, Herausgeber und ehemalige Leiter des Kinderbuchverlags Beltz und Gelberg Hans-Joachim Gelberg las eindrucksvolle Texte, die sowohl Kinder wie auch Erwachsene berührten.
Höhepunkt und Abschluss der Jubiläumsfeierlichkeiten war das Benefizkonzert des Chores „Rainbow Gospel & Soul Connection“ in der St. Bonifatiuskirche. Die vielköpfige bunte Gruppe unter Leitung von Joe Völker bezauberte in einem zweistündigen Programm das Publikum im voll besetzten Gotteshaus. Begeistert applaudierten die über 300 Besucher am Ende und dankten so Chor und Helfern für deren Engagement.
1.200 Gäste fürsorglich begleitet
Das Heidelberger Hospiz Louise wurde 1992 von Ordensschwester Anna-Lioba gegründet und war damals erst das fünfte Hospiz in Deutschland. Der Freiburger Orden der barmherzigen Schwestern vom heiligen Vinzenz von Paul übernahm die Trägerschaft und stellte das Haus in der Kaiserstraße 21 zur Verfügung. Bis heute haben dort mehr als 1.200 Menschen ihre letzten Tage verbracht. Mittlerweile ist das Hospiz mit seinen fünf Betten zu klein geworden und genügt nicht mehr vollständig den Ansprüchen an ein modernes Hospiz. Deshalb erwägen die Verantwortlichen derzeit den Umzug in ein größeres Haus in der Wilhelmstraße. Dieses muss vorab umgebaut werden, weshalb der Hospiz-Förderverein um Spenden und Sponsoren wirbt. (ckl)